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Witten - Im Herzen ein Bergmann

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Eine Multimedia-Reportage von Svenja Hanusch (Fotos und Videos), Markus Buchwald (Audio) und Stephanie Heske (Text)
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Die Anekdoten aus der Bergbauzeit sind Hans-Jürgen Lewer die liebsten: 

Wie er als Kind fasziniert im Schacht der Zeche Bohrbachtal stand, deren Flöz „Wasserbank“ bis unter sein Elternhaus in der Waldstraße reichte. Sein Onkel hatte ihn mitgenommen.
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Wie er den Großvater zum Mittagessen holen sollte und der lieber weiter mit den Kumpels einen über den Durst trank.

Wie er den Zusammenhalt unter Tage erlebt hat, eine Solidarität, die auch das Grubenpferd einschloss - und vorm Metzger bewahrte.

Wie er den Vater nur als „Fahrsteiger“ ansprach: „Weil er das halt war.“
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Der Beruf des Vaters, der lange als Untertage-Betriebsführer auf Zeche Mansfeld in Bochum-Langendreer arbeitete, prägte Lewers Kindheit und Jugend maßgeblich.

„Morgens um halb fünf war er weg und kam mittags für eine Stunde zurück“, erinnert sich Lewer.

„Manchmal habe ich ihn auch nur am Sonntag gesehen.“ Und selbst da sei der Vater nach der Kirche gerne für ein paar Stunden eingefahren, um nach dem Rechten zu sehen. „Da hat er mich oft mitgenommen.“
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Die Leidenschaft des jungen Hans-Jürgen entflammte endgültig mit einer fehlgeschlagenen Erziehungsmaßnahme.

„Mit 16 hatte ich schlechte Noten, war faul. Da schickte mich mein Vater in den Ferien in die Zeche, ich sollte das echte Leben kennenlernen.“

Doch statt von den körperlichen Strapazen abgeschreckt zu sein, fühlte sich der Teenager unter Tage pudelwohl, die Kumpels wollten ihn kaum wieder gehen lassen.
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Nach diesem Erlebnis begann Hans-Jürgen Lewer, Fotografien von Zechen zu sammeln, erweiterte sie durch Lagepläne, Zechenbücher und andere Bergbaudokumente. 

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Die anderen Jugendlichen haben mich ausgelacht und gesagt: der spinnt doch, wir gehen lieber in die Disko.“

Auf mittlerweile zwei Räume mit deckenhohen Regalen voller Ordner erstreckt sich Lewers Bildersammlung: von A wie Admiral bis Z wie Zweckel.
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Gesteine sammelte der Bergbau-Enthusiast ebenfalls, so lange bis „das Auto nicht mehr in die Garage gepasst hat.“

Auch andere Bergbau-Devotionalien wie Grubenlampen und Arschleder besaß er. „Doch irgendwann musste ich mich entscheiden, man kann nur eine Sache richtig machen.“

Also verschenkte er seine Andenken. Nur die heilige Barbara, die sein Vater von seinen Kumpels geschenkt bekommen hat, steht noch im Wohnzimmer.
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Studiert hat Hans-Jürgen Lewer Maschinenbau, hatte auch einen Job auf Schlägel und Eisen in Herten in Aussicht. Doch seine Mutter riet ihm eindringlich davon ab.

Er fügte sich, hatte er doch miterlebt, wie sein Vater nach Schließung der Zeche Mansfeld 1963 „hin und her geschickt wurde“.

So arbeitete Lewer fortan beim Ruhrverband.
„Aber der Kontakt zum Bergbau ist nie verloren gegangen.“
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Schließlich datiert der erste im Bergbau tätige Verwandte bis ins Jahr 1780 zurück.

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Großvater Jakob Ruhrmann war mit 14 das erste Mal eingefahren – und das letzte Mal mit 67.

„Als er in Rente gehen musste, war das der schwärzeste Tag seines Lebens“, erinnert sich Lewer.
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Was für Lewer die Faszination ausmacht?

„Der Bergbau ist nicht eines Mannes Sache“, zitiert er einen alten Bergmannspruch. „Bergbau kann man nur betreiben, wenn man eine Mannschaft ist.“

Zur Verabschiedung des Vaters sei eine 50-köpfige Kapelle angerückt. „Und die letzten sind erst am nächsten Nachmittag wieder gegangen.“
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Auch wenn Hans-Jürgen Lewer nicht selbst unter Tage gearbeitet hat - im Herzen war und ist er wie die anderen Männer in seiner Familie Bergmann.
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Konzept und Koordination: Linda Heinrichkeit, Ralf Laskowski, Johannes Pusch, Gianna Schlosser

Redaktionelle Umsetzung: Linda Heinrichkeit, Daniel Helbig, Johannes Pusch, Gianna Schlosser

Mitarbeit: Andrea Donat, Ingo Knosowski, Oliver Schäfer, Dana Schmies, Philipp Wahl
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