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Essen - Vom Altar hinab ins Bergwerk

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Eine Multimedia-Reportage von André Hirtz (Fotos und Videos), Annika Honnef (Audio) und Gerd Niewerth (Text)
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Edith Müller aus Essen-Werden hatte sich fest vorgenommen, bloß keinen Bergmann zu heiraten. Es war die beklemmende Angst, eines Tages mit schwerem Herzen zum Zechentor eilen und oben auf dem Förderturm die schwarze Fahne sehen zu müssen.

Die grausame, ja tödliche Seite des Bergbaus hatte sie schließlich am eigenen Leibe erlebt. Ihr Vater ist auf der Zeche Dahlbusch in Gelsenkirchen unter Tage verunglückt. Einer von Tausenden im Ruhrgebiet, die bei der Förderung des Schwarzen Goldes auf der Strecke blieben. Ein Trauma – und trotzdem wird sie am 1. August 1956 ihren Vorsatz brechen, sie heiratet ihren Horst, einen Bergmann.
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Es ist ein denkwürdiger Tag, über dem der lange Schatten des letzten schweren Grubenunglücks auf Dahlbusch liegt. Bei einer Schlagwetter-Explosion fast genau ein Jahr zuvor, am 3. August 1955, mussten 41 Gelsenkirchener Bergleute ihr Leben lassen.
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„Die Aufwältigungsarbeiten danach mit Sauerstoff- und Kreislaufgeräten erforderten viel Mut, Ausdauer und Kondition“, sagt Horst Müller.

Der 85-Jährige fügt hinzu: „Selbst an meinem Hochzeitstag wurde ich unter Tage gebraucht, es kam ja auf jede Hand an.“
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Während seine Frau Gulaschsuppe und Schweinebraten mit den Trauzeugen isst, stürzen sich Müller und die anderen Wehrmänner in die Aufwältigungsarbeiten, die keinen Aufschub dulden.
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Dass es den gebürtigen Brandenburger, Jahrgang 1932, in den Kohlenpott verschlagen hat, liegt an den Wirren des Weltkriegs. Früh hatte der Knabe seine Mutter verloren und 1945 ist er völlig allein, denn der Vater musste weg – zur Entnazifizierung.

Zuerst heuert er bei einem Bauern nahe Berlin an, 1948 folgt er schließlich den verlockenden Anwerbungsversuchen der Revier-Zechen – mit der Gewissheit, für den Knochenjob unter Tage gutes Geld verdienen zu werden. „Mit 16 habe ich auf Dahlbusch angelegt, morgens um fünf ging der Ruf durchs Lehrlingsheim: ‘Einer weckt den anderen’“.
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Je härter die Arbeit da unten, desto enger zugleich der Zusammenhalt der Mannschaft.

Müller: „Wenn der Stempel brach und das Hangende runterkam, dann spielte es keine Rolle, ob dein Kumpel Spanier oder Italiener, Türke oder Marokkaner war, du hast ihn rausgezogen.“
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Horst Müller schließt sich 1955 – im Jahr der verheerenden Dahlbusch-Katastrophe – der Grubenwehr an und wird ihr 28 Jahre dienen.
25 Jahre arbeitet er unter Tage.
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Später geht er zur Bergbehörde und von dort in die Sicherheitsabteilung der Ruhrkohle AG. Die Gewerkschaft Bergbau und Energie wählt ihn in der Ära des großen Walter Arendt in den Hauptvorstand, 1984 geht er in den Ruhestand.

Oben im Arbeitszimmer seines Werdener Reihenhauses bewahrt er voller Stolz die beiden Grubenwehrabzeichen auf: eines in Silber, das andere in Gold.
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Das Zimmer gleicht einem kleinem Museum: hier ein Arschleder, dort der Ehrenteller der IGBE, hier Fahrstöcke und Grubenlampen, dort Bergmannsfiguren und ein Kohlebrocken.

Horst Müller hält sich fit durch Schwimmen und Radfahren, hat schon 30-mal das Sportabzeichen geschafft.
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Der Hochzeitstag, der für ihn halb Arbeitstag war, hat der Ehe der Müllers übrigens nicht geschadet. Im Gegenteil. Vor zwei Jahren hat das Paar Diamanthochzeit gefeiert. 
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Konzept und Koordination: Linda Heinrichkeit, Ralf Laskowski, Johannes Pusch, Gianna Schlosser

Redaktionelle Umsetzung: Linda Heinrichkeit, Daniel Helbig, Johannes Pusch, Gianna Schlosser

Mitarbeit: Andrea Donat, Ingo Knosowski, Oliver Schäfer, Dana Schmies, Philipp Wahl
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