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Herne - Wo sich die Schächte trafen

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Wo sich die Schächte trafen

Eine Multimedia-Reportage von Ingo Otto (Fotos und Videos), Saskia Papenfuß (Audio) und Tobias Bolsmann (Text)
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Kommunikation - das ist heute die Whatsapp-Gruppe, die in wenigen Minuten auf dem Smartphone eingerichtet ist. Das speichert auch Hunderte Telefonnummern. Wer mag, kann mitten auf der Bahnhofstraße mal eben mit Freunden im nahen und entfernten Ausland telefonieren.

Da lesen sich die Zeilen aus dem Ruhrkohle-Magazin wie aus einem anderen Jahrhundert: „Der Gebrauch des Telefons schließt bei einem eigenen Gespräch das Wählen von Ziffern ein, die zum Erreichen des Gesprächspartners notwendig sind.“ Und wenig später heißt es: „In Herne befindet sich nun eine zentrale Einrichtung für die Wegeschaltung, die auf Grund der Steuerbefehle die gewünschten Zielräume einstellt und das Gespräch dorthin leitet. Die Fachleute sprechen von einem zentralen Knotenamt.“

Tatsächlich stammen diese Zeilen aus einem anderen Jahrhundert. Es ist die Beschreibung der zentralen Vermittlungseinrichtung des Ruhrkohle-Telefonnetzes aus dem Jahr 1978. Zu jenen, die vermittelt haben, gehörte Klaudia Scholz.
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Dass die Hernerin zur Ruhrkohle kam, war vorbestimmt. Die ganze Familie sei im Bergbau gewesen, erzählt sie. Sie habe sich 1968 mit ihrer Zwillingsschwester bei der Ruhrkohle beworben - und beide hätten sofort anfangen können.

In der Lehre habe sie viele Bereiche und Zechen kennengelernt, nach Abschluss der Ausbildung zur Industriekauffrau sei sie gefragt worden, ob sie in der Telefonzentrale aushelfen könne. Man suche jemanden, der sich gut ausdrückt, Englisch spricht und den Fernschreiber bedient.

Diese "Aushilfe" dauerte dann 38 Jahre. Sie habe sofort gerne telefoniert, erzählt die 64-Jährige - was vielleicht auch daran lag, dass das Telefonieren in jener Zeit noch den Hauch des Außergewöhnlichen hatte.
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Jeden Morgen um 6 Uhr mussten sich alle Schachtanlagen per Funk in der Telefonzentrale melden, die in einem historischen Gebäude am Shamrockring untergebracht war.

Funk deshalb, weil beim Grubenunglück die Telefone auch kaputt sind. Aus heutiger Sicht könne man sich gar nicht vorstellen, wie wichtig damals eine Telefonzentrale und Funk war. Deshalb sei der Vorstand sehr darauf bedacht gewesen, dass Scholz und ihre Kollegen gut arbeiten und dass sie in der Nähe des Vorstands waren.

Hinzu kam: Da es noch keine Durchwahlen gab, musste aus der Zentrale verbunden werden. Deshalb habe es nie lange läuten dürfen, es hätte ja für den Vorstand sein können. An die Zentralnummer erinnert sich Scholz noch bestens: 02323-150.
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Aber es ging bei den vielen Anrufen auch um banale Dinge: Ärger bei den Bergmannswohnungen, Schwarzverkäufe von Kohle, die Einkaufsabteilung rief an, Handwerker - das Team der Telefonzentrale stellte alle zu den richtigen Ansprechpartnern durch.

Und alles noch mit eigenen Telefonbüchern, jede Schachtanlage hatte ihre eigene Farbe.

Wenn man bedenkt, wie viele tausend Mitarbeiter die Ruhrkohle in früheren Jahren hatte, kann man sich vorstellen, dass die Telefone nie still standen. Sie habe viele Nummern auswendig gelernt, damit es schnell ging, so Scholz.

Scholz hat in der Zentrale die Entwicklung der Technik mitgemacht. In ihrer Anfangszeit musste sie noch „stecken“, um zu verbinden, Jahre später lernte sie das erste Computersystem kennen.
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Wenn Scholz an das Ende des Steinkohlebergbaus denkt, wird sie schwermütig.

Kohle sei eigentlich zu schade zum Verfeuern, Karbon sei ein wertvoller Stoff, aus dem man viele Dinge herstellen kann. Kohle sei nicht nur das schwarze Gold, es sei ein Diamant.
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Konzept und Koordination: Linda Heinrichkeit, Ralf Laskowski, Johannes Pusch, Gianna Schlosser

Redaktionelle Umsetzung: Linda Heinrichkeit, Daniel Helbig, Johannes Pusch, Gianna Schlosser

Mitarbeit: Andrea Donat, Ingo Knosowski, Oliver Schäfer, Dana Schmies, Philipp Wahl
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